Bomben, Granaten, Panzerfäuste und Patronenmunition: Tonnen an Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg liegen immer noch in Bayerns Boden.
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Bomben, Granaten, Panzerfäuste und Patronenmunition: Tonnen an Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg liegen immer noch in Bayerns Boden.

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Bombenentschärfung: Wer für die Kosten aufkommt

Immer wieder werden Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Der Kampfmittelräumdienst oder Fachfirmen müssen die Blindgänger dann entschärfen. In öffentlichen Bereichen zahlt der Freistaat, Grundstückbesitzer müssen die Kosten selbst tragen

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Fliegerbombe entdeckt? Hände weg und sofort die Polizei verständigen! Das ist die klare Ansage vom zuständigen Bayerischen Innenministerium. Die Polizei verständigt dann das Sprengkommando, das rund um die Uhr, auch am Wochenende, einsatzbereit ist.

Tickende Zeitbomben knapp 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg

Auch Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat der Kampfmittelräumdienst in Bayern immer noch viel zu tun. So haben die Spezialisten allein im Jahr 2021 rund 80 Tonnen Kampfmittel beseitigt, darunter 108 Blindgänger alliierter Spreng- und Splitterbomben, teilt das Innenministerium mit. Die Beseitigung und Entsorgung dieser Weltkriegsbomben, die wegen technischer Defekte nicht explodiert sind, hätten 2021 mehr als 1,2 Millionen Euro gekostet. 2020 sind rund 150 Tonnen Kampfmittel gefunden und entsorgt worden.

Die Gefahr aus dem Zweiten Weltkrieg lauert weiter in Bayerns Böden: Nach wie vor liegen hier Bomben, Granaten, Panzerfäuste und Patronenmunition. Wie viele es sind, ist nicht klar. Bundesweit stecken nach Schätzungen noch rund 100.000 bis 300.000 Tonnen Blindgänger im Erdreich. Jährlich müssen Spezialisten in Deutschland circa 5.000 Bomben entsorgen.

Fliegerbomben in Großstädten und rund um ehemalige Rüstungsbetriebe

Der Kampfmittelräumdienst entschärft die Weltkriegsbomben meist schon vor Ort. Sie liegen vor allem dort im Erdreich versteckt, wo im Zweiten Weltkrieg bombardiert wurde, also in größeren Städten und auf Flächen ehemaliger kriegswichtiger Einrichtungen.

Beim Straßenbau und Hausbau muss bei Verdacht gezielt nach Blindgängern gesucht werden. Dabei kommen Luftbilder der Alliierten zum Einsatz, die während des Krieges kurz nach den Bombenabwürfen gemacht wurden. Experten erkennen darauf, ob sich im Baugebiet von heute Blindgänger von damals befinden. Mit Metalldetektoren spürt der Kampfmittelräumdienst die Bomben vor Ort auf.

Manche Blindgänger liegen nur knapp unter der Oberfläche, andere dagegen metertief. Einige dieser Bomben werden auch zufällig gefunden, zum Beispiel von Landwirten. Die gefährlichen Blindgänger können überall liegen: auf ehemaligen Gewerbeflächen, unter der Autobahn, in Seen, am Rand von Bahnlinien oder im Vorgarten.

Das passiert bei einem Bombenfund im Garten

Grundstückseigentümer und Bauherren haben insbesondere im Vorfeld von Erdarbeiten jedem Verdacht auf möglicherweise vorhandene Kampfmittel nachzugehen: "Gegebenenfalls müssen Fachfirmen beauftragt werden, Kampfmittel aufzuspüren, zu bergen und dem Kampfmittelbeseitigungsdienst zur Entsorgung zu übergeben", so Innenminister Joachim Herrmann. Die Kosten dafür tragen die Grundstückseigentümer. Sie sind verantwortlich für die Sicherheit des Grundstücks.

Nach Auskunft des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zahlt keine Versicherung die Entschärfung und Entsorgung einer Weltkriegsbombe. Das bestätigt auch die Versicherungskammer Bayern: Die Kosten der Entschärfung einer Fliegerbombe auf privaten Grundstücken sind durch die Gebäudeversicherung nicht gedeckt.

Im Einzelfall können laut dem Bayerischen Innenministerium Grundstückseigentümer von den Sicherheitsbehörden bei Vorliegen einer konkreten Gefahr verpflichtet werden, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, soweit es die öffentliche Sicherheit erfordert.

Schäden durch Bomben: Gebäude- und Hausratversicherung prüfen

Der GDV weist darauf hin, dass in seinen unverbindlichen Musterbedingungen für Versicherer Schäden, die auf Kriegsereignissen basieren, grundsätzlich nicht versichert sind. Die Detonation einer Weltkriegsbombe auch Jahrzehnte später gehört nach Experten-Ansicht zu diesen Kriegsereignissen. Zurückzuführen ist das auf die sogenannte Kriegsausschlussklausel. Aber: Die Versicherungen seien in ihrer Vertragsgestaltung frei. Laut GDV gibt es Versicherer, deren Verträge keine Kriegsausschlussklausel enthalten.

Deshalb sollten Betroffene prüfen, ob ihre Gebäude- und Hausratversicherung diese Klausel enthält. Ist es zu Schäden an Haus und Inventar nach einer Sprengung gekommen, sollte unbedingt die Versicherung informiert werden, um mögliche Ansprüche zu klären.

Kontrollierte Detonation: Schäden am Haus

Auch bei kontrollierten Detonationen von Fliegerbomben kann es trotz einer Evakuierung zu Schäden an umliegenden Häusern und Autos kommen. Sollten Teile eines Gebäudes wie Mauern, Dächer oder Türen, aber auch Fenster in Mitleidenschaft gezogen worden sein, ersetzt laut GDV die Gebäudeversicherung die Schäden. Richtet eine Explosion innerhalb einer Wohnung Schäden am Inventar an, übernimmt die Hausratversicherung die Regulierung.

Bei Evakuierung: Schäden am Auto

Muss der Kampfmittelräumdienst eine Weltkriegsbombe kontrolliert sprengen, sollte auch das Auto außerhalb der Evakuierungszone geparkt werden. Mögliche Schäden sind dann über die Teilkaskoversicherung abgedeckt.

Im Fall von Verletzten trotz Evakuierung

Sollte bei einer Detonation trotz Sperrzone in oder außerhalb der Evakuierungszone jemand verletzt werden, zahlt die private Unfallversicherung, vorausgesetzt, der oder die Verletzte hat eine entsprechende Versicherung abgeschlossen.

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